Mut zum Zweiten - Über das Sich-bekennen!
Nenne ich das Kind beim Namen oder bleibe ich lieber vage?
Zuerst hatte ich einen Neuseeland-Roman geschrieben. Nur leider hat ihn keiner gekauft. Selbst schuld? Nein, kann ja nicht sein! Oder vielleicht doch?
Vor Kurzem habe ich mich mit einer lieben Bekannten, Sabine Bürkle, zum Frühstücken getroffen. Sie führt nicht nur den Vivobarefoot Store in Reutlingen, sondern ist darüber hinaus eine sehr geschätzte Trainerin-Kollegin. Wir saßen beisammen und berichteten von den neuesten Entwicklungen in unseren Leben. Dabei erzählte ich von meinem ersten Buch und davon, dass es sich im Gegensatz zum zweiten überhaupt nicht verkaufte. Sabine hörte mir geduldig und aufmerksam zu. Da sie ein sehr achtsamer Coach mit geschulten Ohren und reichlich Coaching-Erfahrung ist, ließ eine Reaktion nicht lange auf sich warten.
"Bist du dir sicher, dass nicht irgendetwas in dir noch bremst?", fragte sie mich.
"Nein, da bremst nichts!", kam es bei mir wie aus der Pistole geschossen.
Trotzdem rumorte die Frage in mir, und zuhause setzte ich mich nachdenklich und voller Bereitschaft zur Selbstreflexion an meinen Schreibtisch. War ich ehrlich zu mir gewesen? Bremste wirklich nichts? Tief in mir drinnen war ich weder mit dem Titel meines Buches noch mit dem Cover so richtig glücklich (im Gegensatz zum zweiten Buch "Hitzewallungen im Kühlschrank", hinter dem ich mit voller Überzeugung stand und das sich verblüffend gut verkaufte). "Wunschbrüder sind die besseren Männer!" hatte ich meinen ersten Roman nach einem Brainstorming mit meinem Mann genannt. Im Untertitel stand: "Ein Neuseeland-Roman mit Herz und Humor". Das Cover war ziemlich neutral gehalten, zeigte eben eine für die Südinsel ziemlich typische neuseeländische Landschaft. Und da saß ich nun...
"Wunschbrüder... was fangen die Leute wohl damit an?", fragte ich mich. "Und was genau ist ein Neuseeland-Roman? Wüsste ich als Leser*in, was mich da erwartet? Dann das Cover: Gibt das Aufschluss über die Handlung? Nein!"
Meine Gedanken rotierten. Und je länger ich da saß, desto klarer wurde mir, was das Thema hinter meinem Misserfolg mit dem ersten Buch war. Es war mir verdammt peinlich gewesen, mich dazu zu bekennen, dass ich ausgerechnet Liebesromane schreibe! Deswegen hatte ich unbewusst verhindert, dass man meinem ersten Buch ansah, dass es genau das war. Und mithin hat es auch keine Leser*innen angezogen, die gerne Liebesromane lesen. Eigentlich ja logisch, oder? Auf wen hatte ich gehört bei der Buchgestaltung? Auf meine Familie! Und mal ehrlich: Keines meiner Familienmitglieder hat, so sehr ich sie alle liebe, irgendeinen Hang zur Romantik. Und keines meiner Familienmitglieder würde sich von einer fremden Autorin ein solches Buch kaufen...
Okay, Fehler sind immer erlaubt. Wichtig ist nur, daraus zu lernen. Also habe ich eine konsequente Entscheidung getroffen. Die Veröffentlichung von "Wunschbrüder sind die besseren Männer!" wurde gestoppt. Ich habe noch mal Geld in die Hand genommen für ein anderes Cover, das Genre-gerecht ist, und Titel sowie Untertitel wurden geändert. Über Nacht kam dann auch der perfekt passende Titel angebraust: "Liebeszaudern in Neuseeland" umschreibt die Handlung wunderbar und der Untertitel "Ein Liebesroman mit Herz, Humor und Tiefgang" erzählt allen, die auf das Buch aufmerksam werden, was sie beim Lesen erwarten dürfen. Und, siehe da: Auf einmal wird das Buch gekauft. "Hitzewallungen im Kühlschrank" liegt zwar immer noch vorne, aber nur eine Woche nach Erscheinen der Neuveröffentlichung von "Liebeszaudern in Neuseeland" ist bereits ein deutlicher Aufwärtstrend erkennbar.
Mein Coaching-Ausbilder hat immer gesagt: "Voller Einsatz bringt Erfolg, halber Einsatz bringt keinen Erfolg!" Das würde ich an dieser Stelle gerne abwandeln: Volle Klarheit bringt Erfolg, halbe Klarheit bringt keinen Erfolg!